Das Generationen-Problem
Gemäss einer Studie von Harbinger Link hat in Deutschland bereits jede:r sechste Mitarbeitende innerlich gekündigt und nahezu die gleiche Anzahl fühlt sich nicht mehr mit dem Unternehmen verbunden.
Jede Kündigung, vor allem von langjährigen Mitarbeitenden, kostet dem Unternehmen Geld.
Richtig viel Geld!
Traut man den Aussagen des Gallup Engagement Index, so kostet eine Kündigung zusätzlich zwischen 90 % und 200 % des Jahresgehaltes des austretenden, mit anschliessender Rekrutierung eines neuen Mitarbeitenden.
Die Gründe jeder/jedes Einzelnen sind vielfältig, die anfallenden Kosten für jedes Unternehmen aber eindeutig.
Gallup Link schätzt die volkswirtschaftlichen Kosten durch Mitarbeiterfluktuation in Deutschland auf bis zu 118,4 Milliarden Euro im Jahr.
Welche Kriterien werden denn nun seitens Statistik genannt und was lässt die Fluktuation derart in die Höhe schnellen?
Und vor allem: Wie können wir dem entgegenwirken?
Mit diesen Themen werden wir uns in den nächsten Beiträgen auseinandersetzen.
Generation X, Y und Z
In der letzten Zeit wird immer wieder Generation Y (Jahrgänge zwischen 1980 und 1994) an den Pranger gestellt – zu faul und immer auf der Suche nach dem Garten, in dem das Gras grüner ist, als im eigenen.
Gleichzeitig gilt die Generation X (Jahrgänge zwischen 1965 und 1979), dazu gehöre auch ich, als sehr loyal mit einem hohen Arbeitsethos.
Generation Z (Jahrgänge zwischen 1995 und 2010) bildet die jüngste Gruppe an Mitarbeitenden in der Berufswelt.
Eine Welt offline ist für diese Generation nicht vorstellbar, denn sie sind die digital Natives 2.0 und mit Tablet, Smartphone und Internet aufgewachsen.
Generation X
Die Generation X wurde in eine schwierige Zeit geboren und von einer frustrierenden und zerbrechlichen Welt geprägt:
- Politische Herausforderungen, kalter Krieg
- Atomwaffen
- Wirtschaftskrise
- Massenarbeitslosigkeit
- Hohe Scheidungsrate der Eltern
Die oben geschilderten Punkte führten zu einem extrem hohen Mass an Verunsicherung, was die existenzielle Versorgung angeht. Dieses hohe Mass an Sicherheit und gleichzeitiger Skepsis ist bis heute noch tief verwurzelt und spürbar.
Ebenfalls ist der Anteil des Hochstapler-Syndroms (Imposter-Syndrome) überdurchschnittlich hoch. Personen glauben, dass das, was sie im Beruf erreicht haben, nur erschwindelt haben und ihnen dieser Verdienst insgeheim auch nicht zusteht.
Allerdings ist sich diese Generation ihrer selbst bewusst – sie weiss, was sie kann und möchte entsprechend behandelt werden.
- Selbstständigkeit in der Arbeit
Micromanagement, übertriebene Kontrolle und Babysitting demotiviert diese Personen - Langfristige Perspektiven
Das berufliche Vorankommen und die allgemeine Weiterentwicklung ist Personen, die zur Generation X gehören, sehr wichtig. Das Unternehmen sollte ihnen daher genügend Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten geben - Anfällige Gesundheit
Diese Generation hat, statistisch gesehen, besonders stark mit Burnout zu kämpfen. Durch das mangelnde Selbstvertrauen und den hohen Qualitätsanspruch kommen sie daher eher in einen Erschöpfungszustand als andere.
Generation Y
Auf der anderen Seite steht Generation Y (Y für das Englische ”Why”). Eine Generation, die stark die verschiedenen Belange in ihrem Leben hinterfragt. Sie suchen nach Antworten und auch nach Sinnhaftigkeit in dem, was sie tun.
Hier erscheinen die ersten Parallelen zur New Work Bewegung. Denn auch hier steht das kritische Hinterfragen im Fokus.
Während sich die Generation X recht schnell zufrieden gibt, hinterfragen die nachkommenden Generationen unter anderem:
- Wie wohl fühlten sich andere Mitarbeitende im entsprechenden Unternehmen?
- Plattformen wie kununu.com bieten genau diesen Service.
- Entsprechen Arbeitsbedingungen, Klima und Kultur dem, was in der Stellenbeschreibung angeboten wurde?
- Werden die Werte wirklich gelebt und stimmen diese Werte mit meinen eigenen überein?
- Ist das Motto: «Das haben wir schon immer so gemacht» nicht vielleicht etwas verstaubt?
- Und! Die Frage nach dem «Warum» (dem «Why») – warum gibt es dieses Unternehmen und was ist der tiefere Sinn?
Generation Z
Die jüngste Generation, die man in der Berufswelt antrifft, ist die Generation Z. Sie sind ständig online und kommunizieren primär über Chat-Applikationen und nicht mehr über E-Mails.
Welche Charakteristiken zeichnet die Generation Z aus:
- Probleme, Entscheidungen zu treffen
Es gibt für sie zu viele Möglichkeiten, zu viele Informationen und zu wenig Zeit, um sich in Ruhe mit einem Thema zu befassen - Enormer Leistungsdruck
Durch die Vergleichbarkeit mit anderen in den Sozialen Medien fühlen sie sich häufig schlecht und stellen Entscheidungen immer wieder in Frage - Maximale Unverbindlichkeit
Egal ob es um eine Verabredung oder einen neuen Job geht, eine Entscheidung ist nur ein Zwischenstand, bis etwas besseres kommt. - Familie ist existenziell
Der Rückhalt in der Familie ist ihnen heute so wichtig wie nie zuvor, da so viele Beziehungen der Generation Z nur digital gepflegt werden.
Die Generation Z legt grundsätzlich grossen Wert auf
- Gesundheit
- Freiheit
- Freundschaft
- Gerechtigkeit
- Familie
Einer der größten Herausforderung für Unternehmer ist, dass diese Generation Instant-Feedback gewohnt ist.
Ob bereits im Bewerbungsprozess oder während eines Projekts – Generation Z möchte eine Rückmeldung. Und zwar sofort!
Wenn dieses Feedback, das für sie auch eine Art Bestätigung für ihr Selbstbewusstsein ist, nicht unmittelbar kommt, fühlen sie sich schnell verunsichert.
Haben wir nun ein Generationen-Problem?
Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen.
Wir, als aufgeschlossen und global denkende Menschen, sind herausgefordert, mit allen Generationen die bestmöglichen Lösungen zu erarbeiten.
Eine gemeinsame Basis, in der sich jede:r im Unternehmens oder Teams wiederfinden kann, ist wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg und für die Selbstverwirklichung des Individuums.
Unabhängig von der Generation.
Als Unternehmen oder Führungskräfte müssen wir lernen, divers zu denken und auch danach zu handeln.
Das betrifft die Einstellung zur Arbeit, die Art und Weise der Kommunikation und die Werte, die jede:r einzelne von uns hat.
Mit dem entsprechenden Mindset lassen sich aber grossartige Dinge realisieren:
- Hinterfrage das “Why” und schaffe eine Vision im Unternehmen (Generation Y)
- Baue auf die Qualität und das Wissen der langjährigen Mitarbeitenden der Generation X
- Führe neue Kommunikationsstandards ein. Das Telefon ist sicherlich noch das beste Mittel bei absoluten Notfällen, aber Tools wie Microsoft Teams, Slack, Projektmanagement Programme etc. lösen nach und nach auch E-Mails ab. Hier ist die Generation Y und Z führender
- Setze auf loyale und langfristige Mitarbeitende in deinem Unternehmen (Generation X)
- Mache deutlich, dass die Familie den wichtigsten Stellenwert einnehmen sollte (Generation Z)
So hast du eine gute Voraussetzung, dass beste aus allen Generationen zu nutzen.